Hochwasserangepasstes Bauen
Verletzbarkeit von Gebäuden
Hochwasser gefährden Gebäude und Infrastrukturanlagen auf verschiedene Arten. Daher sollen Hochwasser bereits beim Planen und Bauen entsprechend berücksichtigt werden, um im Falle eines Hochwassers Schäden so weit wie möglich zu vermeiden.
Bei der Entwicklung eines Schutzkonzeptes gegen Hochwasser für Gebäude oder Gebäudekomplexe müssen alle Eindringpfade des Wassers analysiert und beachtet werden (vgl. Abbildung). In der Regel dringt das Hochwasser zuerst über tief liegende Öffnungen, Kellerfenster und Kellerschächte und schließlich über Türen und Fensteröffnungen in das Gebäude ein. Allerdings ist je nach verwendeten Baumaterialien auch eine Durchsickerung der Wände nicht auszuschließen.
Im Gegensatz dazu dringt ansteigendes Grundwasser zuerst durch die Bodenplatte und die Kellerwände in das Gebäude ein. Vor allem Löcher in den Wänden, die zur Durchführung von Leitungen (z.B. Strom, Gas, Telefon, Trinkwasser, Abwasser) dienen, begünstigen das Eindringen von Grundwasser in das Gebäude.
Zusätzlich sind Gebäude dadurch gefährdet, dass über den Hausanschluss zur Ortsentwässerung Rückstauwasser aus der Kanalisation Probleme verursachen kann. Dabei dringt Mischwasser aus der Kanalisation z.B. über Bodenabflüsse, Duschwannen oder die Toilettenanlage in das Gebäude ein (DWA-M 2013).
Gebäude und Infrastrukturanlagen können in vielfältiger Weise von Hochwasser beeinträchtigt bzw. geschädigt werden. Dabei treten typischerweise folgende Schäden auf:
- Feuchte- und Wasserschäden an Gebäuden und deren Inhalt
- Beeinträchtigung der Gebäudenutzung (bei Wohngebäuden v.a. durch starke Einschränkung der Versorgung, bei Gewerbe- und Industriebetrieben v.a. durch die ggf. Unterbrechung der wirtschaftlichen Tätigkeiten)
- Gefährdung der Standsicherheit des Gebäudes durch Auftrieb- und Wasserdruckkräfte (vgl. Abbildung) sowie Baugrunderosion
- Kontamination durch wassergefährdende Stoffe wie z.B. Heizöl
- Schäden am Gebäude durch Anpralllasten von Strömung und Treibgut
Strategien hochwasserangepassten Bauens
Innerhalb der Hochwasservorsorge eröffnet die Bauvorsorge oder das hochwasserangepasste Bauen und Sanieren die Möglichkeit, durch eine angepasste Bauweise und Ausrüstung der Gebäude mit dem Hochwasserrisiko zu leben. Es kann durch eine Kombination unterschiedlicher Maßnahmen zu einem wirkungsvollen gebäudebezogenen Hochwasserschutz beitragen. Mithilfe dieser Maßnahmen und Strategien (Abbildung) können sowohl im Neubau, in der Lückenbebauung im Bestand, als auch in der Sanierung bestehender Bebauung, die Verletzbarkeit bzw. Vulnerabilität von betroffenen Gebäuden und Werten gegenüber Hochwasser gesenkt und deren Resilienz, also ihre Widerstandskraft, gestärkt werden.